Mensch und Maus sind nicht vergleichbar

Mensch und Maus sind nicht vergleichbar

Internationaler Tag zur Abschaffung der Tierversuche

Mäuse denken in Schleifen, Menschen in eine Richtung. Foto: Alexas Fotos/Pexels

Der 24. April ist der Internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche. Erstmals wurde er 1979 in Großbritannien begangen. Auch wenn es einige Fortschritte im Kampf gegen Tierversuche gibt, fehlt bislang der entscheidende Durchbruch. In Bremen sorgt unterdessen ein Urteil des Verwaltungsgerichts für Ärger bei Tierschützer:innen.

Mehr als 900 Tierversuchslabore gibt es laut einer Erhebung der „Ärzte gegen Tierversuche“ in Deutschland. Und auch wenn die Zahl der Tierversuche in den letzten Jahren ein wenig gesunken ist, geht diese Entwicklung viel zu langsam vonstatten. Mehr als 4,2 Millionen Versuchstiere wurden im Jahr 2022 in deutschen Labors „verbraucht“, fast 1,8 Millionen davon wurden als „Überschusstiere“ getötet. Das ist nach wie vor eine Bilanz des Grauens. Und das, obwohl längst bekannt ist, dass ohnehin viele der in den grausamen Experimenten gewonnenen Erkenntnisse überhaupt nicht auf den Menschen übertragen werden können.

Mensch und Maus: Hirne nicht vergleichbar

So kommt eine aktuelle Studie der Berliner Charité zum Ergebnis, dass die Informationsweiterleitung im menschlichen Gehirn im Wesentlichen in eine Richtung erfolgt. Bislang war die Forschung davon ausgegangen, dass dies wie bei Mäusen in Schleifen geschieht. Damit fällt ein weiteres wesentliches Argument für Tierversuche – in diesem konkreten Fall an Mäusen – weg.

„Dass die neuronale Verarbeitung bei der Maus ganz anders als die menschliche funktioniert, belegen diese Ergebnisse mehr als deutlich“, sagt Julia Radzwill, Diplom-Biologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei „Ärzte gegen Tierversuche“.  Trotzdem werde weiterhin zumeist an Tiergehirnen geforscht, um daraus Kenntnisse für den Menschen abzuleiten, anstatt auf humanrelevante Techniken zu setzen. Radzwill: „Die in der aktuellen Studie gewonnenen Erkenntnisse belegen erneut eindrucksvoll, dass Hirnforschung an Tieren für den Menschen nicht von Nutzen ist, da sie zu falschen Annahmen führt. Hier braucht es zukunftsfähige, humanbasierte Technologien, die für den Menschen relevante Ergebnisse generieren.“

Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert, dass die geplante Novelle des Tierschutzgesetzes keine Neuregelung der Tierversuche vorsieht: „Im Entwurf des neuen Tierschutzgesetzes bleibt im Abschnitt zu Tierversuchen alles beim Alten – ein Makel, den wir scharf kritisieren, da einige Vorschriften noch immer nicht den Vorgaben der EU entsprechen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Die Millionen Tiere, die jedes Jahr für Versuche leiden und sterben müssen, lässt die Politik im Stich.“

Bremer Affenversuche dürfen unter Auflagen fortgesetzt werden

Ins Vorfeld des diesjährigen Aktionstags gegen Tierversuche platzte die Nachricht, dass der Bremer Neurobiologe Andreas Kreiter seine höchst umstrittenen Affenversuche vorläufig fortsetzen darf. Die Bremer Verbraucherschutz- und Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard hatte die Versuche Ende 2023 untersagt, das Bremer Verwaltungsgericht hat sie nun vorläufig und unter geringfügigen Auflagen wieder zugelassen.

„Wissenschaftliche Gutachten, die eine starke Belastung der Tiere belegen und den Nutzen der Versuche in Frage stellen, werden vom Verwaltungsgericht einfach vom Tisch gefegt“, sagt Tierschutzbund-Präsident Schröder: „Die Behauptung, die Belastung durch die Versuche sei für die Tiere höchstens mittelgradig, ist in keiner Weise nachzuvollziehen und widerspricht zudem der weiteren Entscheidung, dass das Verwaltungsgericht den Einsatz neuer Versuchstiere auf nicht-invasive Maßnahmen beschränkt.“

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