Alles für den Dackel?

Ein schwieriges Verhältnis: Hundezüchter und Qualzuchten

Auch Dackel leiden unter zuchtbedingten Krankheiten. Foto: Dominika Roseclay/Pexels

Der Hundezüchterverband VDH nutzt den Entwurf des Tierschutzgesetzes als billige Vorlage für eine einfach gestrickte Kampagne. Das Tierwohl lässt er dabei außer Acht und Qualzuchten nimmt er in Kauf. Dabei gibt es durchaus etwas an dem Entwurf zu kritisieren.

Der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) läuft Sturm gegen den Entwurf zum neuen Tierschutzgesetz. Der Grund: die Ausgestaltung des §11b, des sogenannten „Qualzucht-Paragraphen“, die nun endlich dafür sorgen könnte, dass der Boom bestimmter Qualzuchten wie French Bulldog wenigstens mittelfristig ein Ende finden könnte. In seiner Kampagne setzt der VDH auf den Sensationseffekt, fragt etwa: „Wird der Dackel verboten?“ Auch eine entsprechende Online-Petition gegen den Gesetzesentwurf hat der Verband losgetreten.

Der Deutsche Tierschutzbund ist über Art und Zielrichtung der VDH-Kampagne empört: „Es wird der Eindruck erweckt, dass der VDH aus rein wirtschaftlichen Gründen bereit ist, Schmerzen der Hunde in Kauf zu nehmen“, sagt Ellen Kloth, Vorsitzende des Landesverbandes Schleswig-Holstein.

„Panik-Kampagne macht fassungslos“

Lisa Hoth-Zimak, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund, sieht das ähnlich: „Die Panik-Kampagne des VDH macht fassungslos. Hier werden aus rückwärtsgewandten Nostalgiegründen kranke Tiere zum vermeintlichen Kulturgut verklärt.“ Oberstes Zuchtziel sollte für jeden züchtenden Hundeliebhaber die physische und psychische Gesundheit seiner Tiere sein, ergänzt Hoth-Zimak: „Statt weiter Angst zu schüren, dass es bestimmte Rassen in ihrer heutigen Form zukünftig vielleicht nicht mehr geben wird, sollten Zuchtverbände wie der VDH besser die eigenen Zuchtziele und -standards überprüfen. Dass sich gegen diese Neuerung so heftig gewehrt wird, ist mehr als entlarvend.“

Übrigens: Anders als der VDH in seiner Kampagne behauptet, ist der Dackel mitnichten ein gesunder Hund. Die züchterisch erwünschte Körperform des Dackels wird nur durch eine angeborene Entwicklungsstörung der Knorpel und Knochen erreicht – die sogenannte Osteochondrodysplasie. Durch diese Missbildung und das allgemein bekannte Ungleichgewicht zwischen langem Rücken und kurzen Beinen leiden viele Dackel unter schmerzhaften Bandscheibenvorfällen inklusive teilweise irreparablen Lähmungen der Gliedmaßen. Hinzu kommen Harn- und Kotabsatzstörungen.

Das nicht eben seltene Krankheitsbild ist auch als „Dackellähme“ bekannt. In manchen Fällen kann das dazu führen, dass betroffene Tiere eingeschläfert werden müssen. Damit nicht genug: Häufig haben Dackel auch mit Erbkrankheiten wie etwa Herzproblemen, Allergien oder endokrinen Erkrankungen wie Diabetes oder Schilddrüsenunterfunktion zu kämpfen.

Auch der Deutsche Tierschutzbund kritisiert die Pläne zum „Qualzucht-Paragraphen“ 11b Tierschutzgesetz. Aber aus gänzlich anderen Gründen, nämlich der darin vorgesehenen Übergangsfrist von 15 Jahren. Damit wolle man den Züchtern entgegenkommen, meint Hoth-Zimak: „Es gibt aber keine Rechtfertigung dafür, dass jahrelang weiteres Leid für tausende Tiere in Kauf genommen wird.“

Vielleicht sollte der Verband für das Deutsche Hundewesen seine Kampagne noch einmal überdenken. Immerhin klassifiziert er sich und seine Mitglieder auf seiner Webseite selbst als „Hundeexperten und Tierschützer“. Jetzt hätte er die Chance, den Worten Taten folgen zu lassen.

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